Gedanken zum Mobile World Congress 2013
Mittwoch, 20. Februar 2013. Die Laune ist beschissen, der Kaffee/Cola-Konsum auf ungesundem Niveau angelangt, es haben sich etliche Pizzaschachteln angesammelt, das Arbeitszeitkonto sollte besser nicht kontrolliert werden und die Frau fragt sich wer der komische Typ ist, der da abends zum Schlafen vorbei kommt. Es herrscht wieder diese besinnliche Zeit kurz vor dem Mobile World Congress, die jeder Kollege im Team so liebt und das ganze Jahr lang darauf hinfiebert. In ein paar Stunden steigen wir gemeinsam in den Flieger und es geht los: 10 Tage Vorhölle.
Ok, da habe ich die Realität vielleicht ein klein wenig überspitzt. Der Kern der Aussage ist aber gar nicht so falsch. Jedes Jahr beginnen mit der dunklen und grauen Jahreszeit für uns die ersten Vorbereitungen für die wichtigste Messe der Mobilfunkbranche. Was wird gezeigt, wie wird was präsentiert, was brauchen wir an neuer Hardware und Software, usw. Das Ganze steigert sich dann zum ersten Klimax kurz vor dem Versand (der natürlich stets fertigen *hüstel* Demosysteme) ins sonnige (regnerische) Spanien. Wer jetzt aber denkt der Spaß sei vorbei und wir könnten uns bei Cerveza und Tapas die Eier schaukeln, der ist wohl ein Manager 😉
In Barcelona geht es erst richtig los! Da will die Technik in den halbfertigen Stand eingebaut, Kabel verlegt und Verbindungen getestet werden. Zwischendrin kommen dann die gefürchteten „Last-Minute“ Ideen von „Können wir die Farbe da noch ändern“ bis „Das müssen wir nochmal überdenken“. Und da jeder (aber auch wirklich jeder) Prio 1 hat, endet die Arbeitsmethodik stets in der effizienten Hühnerhaufentaktik: Mal hier picken, mal da, aber dabei immer komplett im Mist stehen.
Ein für mich auch nach all den Jahren noch magischer Moment ist der Abend vor der Eröffnung. Auf den Gängen stehen noch vereinzelte Container, alles ist verkramt, hier und da hört man verzweifelte Techniker weinen. Dann verlasse ich die Messe, um ein wenig Kraft zu tanken und die Magie wirken zu lassen. Morgens, wenn ich die Halle dann wieder betrete (maximal 3 Stunden nach dem Verlassen), hat die Magie gewirkt. Vor uns steht ein fertiger Stand. Teppich liegt auf dem Hallenboden, alles ist aufgeräumt (auch der weinende Techniker wurde entsorgt) und eine beinahe besinnliche Ruhe liegt über der Halle. Jetzt endlich kann sich der Techniker ein paar Minuten „die Eier schaukeln“. Jedenfalls bis das gefürchtete letzte Klimax eintritt: Die Eröffnung! Immer weniger klassische Presse und immer mehr Techblogger stürmen nämlich die Hallen und rennen den Endgeräteherstellern die Bude ein, um als Erste die News auf den Blogs und Portalen zu verteilen. Obwohl man also live vor Ort ist und sich eigentlich alle Neuerungen als einer der Ersten ansehen könnte, verkriecht man sich und lässt andere die Drecksarbeit erledigen ;-).
Warum schreibe ich das alles jetzt hier? Ist doch anscheinend jede Messe so? Das ist mein 10. Jahr in diesem Job und mein 9. Mobile World Congress. Egal wie anstrengend und ungesund so ein Event auch immer sein mag, ich freue mich darauf. Und bevor sich meine Meinung dazu ändert – und das wird sie im Laufe der Woche, da bin ich mir ganz sicher – schreibe ich besser jetzt auf was ich denke:
Ich freue mich wahnsinnig auf die vor mir liegende Zeit und hasse mich selbst dafür! 😀
So, Abflug, Barcelona wartet!