Erste Schritte mit dem Steam In-Home Streaming
Seit ich 2010 das erste mal meine Finger an funktionierendes Spielestreaming legen durfte, war ich völlig hin und weg von der Idee nur noch einen leichtgewichtigen PC auf dem Tisch stehen zu haben, während das Spiel selbst aus der Cloud kommt, natürlich stets mit der besten Grafik, den neuesten Patches usw. usf. Soweit die Theorie, so tot ihre Pioniere. Onlive und Gaikai, die Wegbereiter für diese Technologie, waren meiner Meinung nach ihrer Zeit zu weit voraus, so dass Ihnen der kommerzielle Erfolg verwehrt blieb. Es gab zu wenig Spiele, zu rückständige Spielepublisher, nicht genug Bandbreite bei den Endkunden, ungeklärte Rechtefragen, usw. usf. Zwar ist Gaikai heute Teil von Sony und irgendwie mit der Playstation 4 verbandelt, aber sonst hört man nicht mehr viel von dieser eigentlich recht tollen Idee.
Mit Steam wagt sich jetzt endlich mal wieder jemand mit Tippelschritten in diese Nische. Seit kurzer Zeit ist das Steam In-Home Streaming der Betaphase entwachsen. Es bietet seinen Nutzern die Möglichkeit im eigenen LAN einen kräftigen PC in der Ecke stehen zu haben, der ein Spiel aus der Steam Bibliothek berechnet und die Ausgabe als Videosignal zum Client schickt. Dieses Verfahren, in dem ich dank Steam und Nvidia schon vor über einem Jahr erste Erfahrungen mit der Nvidia Shield Konsole sammeln durften, funktioniert tadellos. Sobald beide Steam Clients auf die aktuellste Version gebracht wurden und man sich auf beiden mit einem (auch unterschiedlichen) Usernamen angemeldet hat, ploppen in der Bibliothek beider PCs auch die Spiele auf, die auf dem Gegenpart installiert sind.
Ein Klick auf „Stream“ und es geht los. Der Server-PC startet das Spiel, sendet Bild und Ton als komprimiertes Videosignal zum Client und erwartet von diesem wiederum seine Eingaben. Natürlich musste ich das Ganze gleich mal testen und nutzte einen PC mit Nvidia Geforce GTX 760 als Server PC und meinen Laptop als Client. Zwar funktionieren die Einstellungen auf Anhieb schon recht gut, auf ein paar Stolpersteine sollte man jedoch achten:
- Die Performance des Server-PCs wird durch die zusätzliche Berechnung des Videostreams natürlich nicht besser. Die Bildwiederholrate kann bei einer Grafikkarte, die sowieso schon am oberen Limit rechnet, ganz schön einbrechen, wenn man Details und Auflösung am Anschlag behält.
- Man sollte die In-Home Streaming Optionen zumindest einmal öffnen und sicherstellen, dass auf beiden Seiten das Hardwareenoding/decoding aktiviert ist, die maximale Bildschirmauflösung vielleicht auf ein vernünftiges Maß gedeckelt wurde („Desktopauflösung“ ist eine gaaanz schlechte Idee, wenn man einen 4K Bildschirm und keine 3000€ Grafikkarte hat 😉 ) und die Bandbreite sinnvoll begrenzt ist.
- Das eigene Netzwerk sollte in der Lage sein mindestens 30Mbps an Daten konstant zu übertragen. Soviel übertrug das Steam in etwa auf der „Automatik“ Einstellung. Entfernt man nämlich das Limit, kann die Bandbreite locker die 70Mbps Marke knacken. Selbst unter besten Bedingungen würde ich das einem Wifi Netz nicht auf Dauer zutrauen. Setzt man das Limit hingegen stark herunter, bilden sich hässliche Blockartefakte und auch die Bildwiederholrate sinkt. Das ist der Preis des schnellen aber qualitativ ineffizienten Videocodecs.
Funktioniert das In-Home Streaming auch über das Internet?
Interessant war für mich natürlich, ob das In-Home Streaming auch außer-Haus funktioniert. Und was soll ich sagen, es klappt problemlos. Mit einer kleinen PPTP Dial-In Verbindung oder alternativ einem Hamachi VPN zum Zielrechner finden sich beide Clients auch über Netzwerkgrenzen hinweg. In der Theorie ließe sich somit von unterwegs ein Spiel auf dem heimischen Dickschiff starten und dieses auf dem schwachbrüstigeren Laptop spielen, solange Latenz und Bandbreite mitspielen. Begrenzender Faktor ist und bleibt also eine flotte Internetverbindung mit sehr niedriger Latenz und ein besonders hoher Upload auf der Serverseite. Folglich räume ich auch in den kommenden Jahren diesem Anwendungsgebiet leider noch keine reellen Chancen ein. Unser deutscher Breitbandausbau schreitet zwar kontinuierlich, aber noch lange nicht ausreichend schnell voran (von Drosselungen bestimmter Dienste und nach bestimmten Datenmengen ganz zu schweigen).
Sollte ich jedoch in naher Zukunft eine Mini-Settop Box mit Steam Client erstehen können, die mir erlaubt meine Spiele von der Couch aus auf meinem 40″+ TV zu spielen, während der Arbeitsknecht irgendwo im Keller schwitzt, dann freue ich mich auf die Neuerungen, die in diesem Bereich jetzt hoffentlich angestoßen werden.