Assassin’s Creed! Kaum eine Spielserie ist mit mehr Ausgaben in meiner Spielesammlung vertreten (dicht gefolgt von Tomb Raider) und selten hat mich ein Spiel stärker beeinflusst. Jetzt gestehe ich hier öffentlich, dass mir Assassin’s Creed 4 Unity einfach keinen Spaß machen will. Day-One Patches hin, Performance Probleme her, daran liegt es nicht. Glücklicherweise läuft das Spiel auf meinem PC ausreichend schick und stabil. Die Storymissionen haben mich ebenfalls nicht enttäuscht, die sind nett designed. Nichts was für Jahre im Kopf bleiben würde, aber nett. Auch an der Spielwelt kann ich nichts negatives finden. Die ist unglaublich detailliert, vollgestopft mit Menschen und wirkt auf mich tatsächlich wie eine organische Stadt. Ja aber warum macht es denn dann trotzdem keinen Spaß?
Mir fehlt die Geschichte rund um die Geschichte
Die ersten Assassin’s Creed Spiele hatten eine echte Geschichte. Nein, ich meine nicht den Kampf Templer gegen Assassine, Altaïr, Ezio und Ratonhnhaké:ton. Ich meine Desmond Miles, der Typ in dessen Kopf und Genen das Ganze seinen Anfang hatte. Diese Geschichte, die episch und weltverschwörerisch begann, um dann, so wie einst die Matrix Trilogie, in der Einfallslosigkeit und Nichtigkeit zu Enden. Seitdem versucht Ubisoft erst gar nicht mehr den Kampf außerhalb des Animus, der Welt der Erinnerungen, darzustellen. Es kostet ja nur Zeit und Ressourcen sich so etwas auszudenken. Der Spieler selbst soll nun der Kämpfer sein – unfreiwillig. Ohne ersichtliche Motivation wirkt das aufgesetzt und sinnfrei. Für mich ging damit viel Atmosphäre flöten, denn in den ersten Teilen verkörperte ich als Spieler die Assassine, heute verkörpere ich einen anonymen Spieler, der die Assassine „spielt“ und zu Ihnen keinerlei Verbindung hat. Das ist unterbewusst nicht das Gleiche. Es schafft Distanz und die möchte ich in dieser offenen Welt nicht erleben, da möchte ich ein- und nicht mehr auftauchen .
10000 Nebenquests, eine nutzloser als die andere und gezwungen sie zu spielen
Assassin’s Creed war schon immer ein Open World Spiel, das einem stets die Wahl lässt der Hauptmission zu folgen oder erstmal ein paar Stunden lang kleinere Nebenquests, Aufbauspielereien oder diese unsäglich sinnfreien Sammelquests zu absolvieren. Ubisoft treibt es hier mit dem sog. Grinding aber echt auf die Spitze. Hier ist deine Karte, BÄM 10000 Aufgaben warten auf dich. Such doch bitte die ganze Stadt nach 900 Seiten irgendeiner blöden Zeitung ab, dann sammele 100 Briefe von Elise auf, die natürlich auch über den ganzen Globus verstreut sind, finde die gefühlt 400 Totenmasken von Madame Tussaud- Boah ey, geht es noch dümmer? Was ist meine Motivation das zu tun? Und was erhalte ich hinterher für meine Fleißarbeit? Ein Achievement? „Herzlichen Glückwunsch, sie haben 40 Stunden lang Zeitungsblätter aufgesammelt“ oder vielleicht eine Waffe, die sowieso viel schwächer ist als die, die ich gerade benutze, weil ich das Spiel ja bereits 100 Stunden spielen musste, um alle versteckten Federn, Shantys oder Seelenfragmente zu finden? WENN ich schon meine wertvolle Freizeit in solche Zeitkiller stecke, dann muss mir als Spieler im Voraus bewusst sein, dass auch was cooles bei rausspringen wird. Da mir AC Unity das aber nicht sagt, schalte ich ich diesen ganzen Quark jetzt konsequent ab. Ich will den Kram auf der Karte einfach nicht mehr sehen und konzentriere mich lieber auf die Hauptquests. Oh, die folgende Storymission ist für drei Sterne ausgelegt, ich habe jedoch erst einen, weil ich bisher nur der Hauptquest gefolgt bin. *Seufz* Okok ich gehe dann mal wieder ein paar Stunden irgendwas sammeln…
Gezwungen online zu sein
Ich mag den Multiplayer Teil von Assassin’s Creed nicht. Mochte ich noch nie. Egal wie gut ich denke das Spiel zu beherrschen, sobald ich den Multiplayer betrete wird mir von „Analraupe-96“ und Co. bewiesen was ich doch für ein jämmerlicher Noob bin. Ich habe keine Chance und das zieht mich runter. Ich will doch der Held des Spiels sein, der mächtige Bewältiger aller Aufgaben und nicht das Kanonenfutter für Leute die mehr Zeit zum Spielen oder weniger reale Aufgaben im Leben haben als ich. Folglich habe ich in bisher keinem einzigen Assassin’s Creed den Multiplayer länger als für eine Stunde am Laufen gehabt. Unity zwingt mich dazu. Manche Missionen kann ich einfach nur bestehen wenn andere daran teilhaben. Tolle Idee, technisch gut umgesetzt…aber ich will das doch alleine spielen, der EINE Held sein, darf es aber nicht mehr. Ohne die Community kommst du hier nicht weiter.
Die Ubisoft Krankheit
Das Assassin’s Creed Franchise ist eine riesige Cash Cow für Ubisoft, die jedes Jahr Millionen in die Kassen spült. Es ist ein gutes Spiel, dessen Inhalt mittlerweile zu mehr als der Hälfte aus unwichtigen Nebenquests bestehen, die man allesamt bereits aus alten Teilen oder anderen Titeln (z.B. Watchdogs) kennt. Das füllt die Welt in jeder Produktiteration mit immer mehr Dingen die man tun kann und vergräbt den roten Faden der durch das Spiel leiten soll noch ein Stück tiefer. Ich würde mir ein „weniger ist mehr“ wünschen. Ein Besinnen auf die Geschichte, die Entwicklung eines Charakters, der Begleitung seiner Geschichte durch die Jahrzehnte (So wie z.B. Ezio oder auch Ratonhnhaké:ton) und große Momente. Mit nur ein wenig Verlagerung eurer Ressourcen weg von den Nebenquests hin zur Story kaufe ich auch 2015 im Vorverkauf wieder einen Season’s Pass für 80 unverschämte Kröten. Macht ihr hingegen einfach weiter, warte ich schlicht vier Wochen und kaufe mir das Spiel für 20€ in irgendeinem Steam Sale. Ihr habt die Wahl 😉