MWC 2015 in Barcelona – Wir verbinden alles mit allem

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„Ein weiterer Tag im Paradies.“ Sagt Tom Cruise in Oblivion wenn er sich jeden Morgen in seinem weitläufigen und dennoch abgeschotteten Ökosystem auf den Weg zur Arbeit macht. Seit einer Woche bin auch ich wieder in diesem ganz speziellen Ökosystem unterwegs, dass sich Mobile World Congress nennt. In Barcelona bereite ich wie üblich einige Demos des Nokia Messestandes vor und stelle mir stets gern die ketzerischen Fragen „Was ist eigentlich dieses Jahr anders als die Jahre zuvor? Ist das tatsächlich neu? Und macht das alles überhaupt Sinn?“

Der diesjährige Slogan der GSMA „The Edge of Innovation“ kann man mit bösem Hintergedanken auch mit „Wir stehen am Rand einer Innovation, sind aber noch nicht da“ – übersetzen. Andere blasen in das Selbe Horn „In search of incredible“ – „Wir suchen das unfassbare, haben es aber auch noch nicht gefunden“. Was ist denn nun neu?

5G

5G Mobilfunk? Ja da haben die großen Operator (ja auch wir) ein paar halbgare Prototypen gebastelt die unglaubliche Datenraten für sehr kleine (~120m) Zellen versprechen. Das sind nette Technologien, die im hohen Gigahertz Bereich arbeiten (Stichwort Millimeter Wellenlänge) und somit nur eine sehr begrenzte räumliche Ausbreitung haben. Als Ersatz für etablierte Technologien taugen sie aber vermutlich die nächsten 10 Jahre noch nicht. Zu groß ist der Planungsaufwand die vielen kleinen Zellen zu positionieren, wenn für eine erfolgreiche Verbindung stets eine Sichtverbindung zu mindestens einer Zelle existieren muss. Im Backhaul für bestehende Netze oder Orte, die auf Grund sehr hoher Bandbreitenanforderungen von sehr vielen kleinen Zellen versorgt werden müssen (Messehallen, Sportstadien oder Einkaufspassagen) jedoch könnte diese Technologie schnell Anklang finden, da die nötige Verkabelung zurück zum Zugangspunkt entfallen könnte.

Wearables (wobei man zu 95% von „Uhren“ sprechen kann)

Ah, da riecht die Industrie doch Morgenluft. Endlich mal wieder ein Marktsegment das man sättigen kann. Beinahe jeder Hersteller, der Tablets oder Telefone auf dem Markt hat, bringt dieses Jahr eine neue Produktkategorie heraus oder aktualisiert die vorhandene. Wearables, das sind Geräten (2015 meist Uhren) die sich mit meinem Telefon verbinden, um mir Informationen anzuzeigen, die ich mir auch auf ersterem hätte ansehen können. Merkt man meinen Worten eine gewisse Skepsis an? Ist der Weg von der Hosentasche vor die Augen so lang geworden, dass ich jetzt wirklich ein zweites Display benötige, um die entscheidenden Zehntelsekunden zu sparen? Techblogger überschlagen sich mit Meldungen wenn es mal wieder eine neue Smartwatch gibt, die einer klassischen Armbanduhr zum verwechseln ähnlich sieht…angeblich soll man nur an der Akkulaufzeit auf den ersten Blick einen Unterschied bemerken können 😉 Aber was dem Kunden gefällt…

Ok, fahren wir mal die Kritik zurück. Die neuen Devices sind teilweise schon echt schick. Nach der obligatorischen Verbindung in ein Android oder iOS Ökosystem (ohne diese wären es ja nur ganz dumme…Uhren) oder zu einer dedizierten Companion App, zeigen sie kurze Infoschnippsel anoder liefern im Gegenzug ein paar Infos wie z.B. den Herzschlag oder Gyroinformationen zurück an eine App auf dem Gerät. Meiner Meinung nach sind Wearables momentan jedoch ein ziemlich nutzloser Quark – genauso trendy und nutzlos wie Vollbärte oder diese beknackten Selfie-Sticks. Eine modische Erscheinung, die nur dann länger als eine Saison Bestand haben wird, wenn sie nicht einfach nur als externen Minihandy-Display verwendet werden, sondern Funktionen spendiert bekommen, die nicht schon durch das Telefon implementiert sind. Health Tracker z.B. sehe ich da bisher als einzigen Anwendungsfall. Jetzt müssten die Hersteller noch die Akkulaufzeit dieser Geräte und die Produktzyklen stark verlängern, denn seien wir doch mal ehrlich: Wer will sich denn jedes Jahr zusätzlich zu seinem neuen 800€ Smartphone auch noch 1000€ Wearables kaufen, damit diese weiterhin mit Updates versorgt werden und mit den neuen Features mithalten können?

Vermutlich werde auch ich irgendwann zu einer schlauen Uhr am Handgelenk greifen oder mir einen wie auch immer gearteten Google Glass Nachfolger auf die Nase setzen, jegliche Hinweise nach Sinn, Sicherheit oder Kontostand ignorierend. Bis dahin lasse ich die Jungtiere aber noch ein par lange Winter auf der Weide grasen und kaufe mir dann lieber etwas das ausgereifter ist und reale Anwendungsgebiete nutzt. Bis dahin kann ich meine Nachrichten auch weiterhin von meinem Telefon ablesen.

Kolja Engelmann

Technikfan, Freizeitprogrammierer, selbsternannter Toolking und vermutlich größter Drachenfan Deutschlands blogged hier die Lösungen zu IT-Problemen die ihm über den Weg laufen, kleine Softwaretools, nostalgische Anfälle und missbraucht das Ganze gern auch mal als privates Tagebuch und Fotoalbum.

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