Milchstraßenfotografie im Elbsandsteingebirge
Manchmal muss man einfach nur Glück haben. Das verlängerte Wochenende über Himmelfahrt verbrachte ich mit meiner Familie im Elbsandsteingebirge, genauer gesagt direkt an der Bastei. Für das Wochenende vom 5. Mai bis zum achten Mai wurde nicht nur hervorragendes sommerliches Wetter angekündigt, sondern die sternenklaren Nächte auch noch mit Neumond garniert! Da kribbelte es mir doch sofort in den Fingern – Ich musste die Milchstraße fotografieren!
Ein kurzer Blick auf die (geniale) Karte von Light Pollution map verriert mir, das die Bastei zwar nicht mit einer so dunklen Umgebung aufwarten kann, wie ich ihn beispielsweise im Sternenpark Havelland vorfand, aber wenigstens versprach der Blick nach Süden nur kleinere Ortschaften. Aufgeregt begann ich zu planen. Ich erinnerte mich von einem früheren Besuch, dass es einen tollen Aussichtspunkt mit Blick auf die Bastei gab und nach ein wenig Spielerei mit Photopills Planer stand auch mein Plan. Freitag und Samstag, je zwischen ein Uhr und fünf Uhr nachts, wäre mein Zeitfenster.
Erster Versuch
In der Nacht von Donnerstag zu Freitag machte ich mich deshalb um ca. 0:45 Uhr leise auf die Socken. Im Rucksack hatte ich mein neues Sirui Stativ, an der Canon 6D befand sich das Tamron 15-30mm F/2.8; ein Kabelfernauslöser und eine Stirnlampe rundeten das Ensemble ab. Einen kurzen Fußweg durch den stockfinsteren Wald später, stand ich endlich am Spot den ich mir tags zuvor ausgesucht hatte. Wo sich tagsüber tausende Touristen scharen, um ein Foto/Selfie mit der Bastei im Hintergrund zu schießen, hatte ich nachts das gesamte Panorama für mich allein. Perfekt! Zwar hatte ich am Horizont mit der Lichtverschmutzung durch das etwa 30km entfernte Dresden zu kämpfen, aber die Silhouette der Bastei, das warme Licht der Stadt und der nachtblaue Himmel ergaben trotzdem eine tolle Komposition. Um kurz vor drei Uhr stand die Milchstraße endlich so wie ich mir das erhofft hatte. Mit Offenblende bei 15mm Brennweite und ISO 6400 löste ich 10x je 25s aus.
So schick sah wie auf obigem Bild sah das Foto auf dem Display jedoch leider nicht aus. Erst nachdem alle 10 Belichtungen manuell ausgerichtet wurden (s. Video von Lonely Speck), Sternenhimmel und Vordergrund wieder zusammengesetzt und einige Zeit mit Photoshop gepinselt wurde, war ich mit der Bildwirkung zufrieden.
Zweiter Versuch
Leider stellte ich bei der Arbeit auf 300% Vergrößerung umso deutlicher fest, dass das Tamron Objektiv mit seinen 15mm Brennweite und maximaler Blende von f/2.8 zwar auf dem Papier eine gute Figur für die Astrofotografie abgibt, in der Realität jedoch leider mit optischen Schwächen an den Bildrändern zu kämpfen hat.
Also rollte ich mich einen Tag später ein zweites mal aus den Federn. Diesmal wollte ich eine hochkant-Aufnahme in Angriff nehmen und etwas später (so gegen 4:30 Uhr) fotografieren, um etwas mehr Details im Vordergrund der Bastei sichtbar machen zu können und eventuell durch Abblenden die optischen Mängel zu beseitigen.
Erneut überblendete ich 10 Belichtungen mit, die mit Offenblende bei 15mm und ISO 6400 geschossen wurden zusammen. Eine weitere, fünf Minuten lange Belichtung erlaubte mir außerdem den Vordergrund deutlich aufzuhellen. Das Ergebnis gefällt mir allerdings nicht ganz so gut, wie das Bild vom Tag zuvor. Es wirkt wie eine Tagaufnahme und die Stimmung kommt nicht so gut rüber (obwohl die Szene, als ich zurück in das Hotel ging, ziemlich genau so aussah)
Mit den Ergebnissen der Belichtungsüberblendung bin ich in beiden Fällen sehr zufrieden. Die Bilder rauschen kaum noch und gleichen eher einem Bild, das mit ISO 800 geschossen wurde, als mit ISO 6400. Verkleinert man jetzt noch das Foto für die Darstellung im Internet auf maximal 2500 Pixel Kantenlänge, dann bleibt weder vom ISO-Rauschen noch von den optischen Unzulänglichkeiten viel übrig.
Fazit
Es bleibt mir nur noch einmal zu wiederholen: Ich sollte mir für solche Unterfangen einen kleinen ultraleicht Campingstuhl mitnehmen. Nachts mehrere Stunden neben der Kamera zu stehen oder zu hocken schlaucht ganz schön, macht aber einen Heidenspass 🙂 Außerdem merkte ich mal wieder, dass man Lichtstärke durch nichts ersetzen kann.