Ab und an begebe ich mich abseits meiner ausgetretenen musikalischen Pfade, ziehe mir meine dunkelsten Klamotten an, stopfe Oropax in die Gehörgänge und besuche Metalkonzerte. Meistens (also eigentlich immer) geschieht dies, um meinem Freund Steve einen Gefallen zu tun, der seltsamerweise stets der Drummer der Band ist, die ich mir anhöre 😆 Im Dezember war es mal wieder soweit. Seine Band Thunder and Lightning, veröffentlichte ihr neues Album „The Ages Will Turn“, für das ich zuvor das Bandfoto erstellen durfte. Ich wurde eingeladen und bekam die Erlaubnis den Abend im Cassiopeia Berlin fotografisch zu begleiten – Geil!
Ich lieh mir ein schickes Sigma 50mm f/1.4 Art Objektiv bei Zoomyrentals in Berlin aus, stopfte es zusammen mit meinem Canon 70-200mm f/2.8, Tamron 15mm f/2.8 und der obligatorischen Canon 6D in meinen Rucksack und freute mich auf die Show.
Natürlich war ich bei Weitem nicht der einzige Besucher in der Halle. Es wurde schon nach kurzer Zeit ziemlich voll und ich teilte mir den Platz vor der Bühne mit etlichen Headbangern und ein paar anderen Fotografen. Während die Band oben ihre Show abfeierte (und dabei vermutlich tausende Kalorien verbrannte), musste ich mich zeitgleich auf die Technik und meine Perspektive konzentrieren. Das ist nicht ganz einfach, wenn die Menge um einen herum springt, die Haare fliegen lässt und das Licht im Sekundentakt wechselt. Meine Canon 6D war deswegen selten unter ISO 6400, tendentiell eher höher, um die nötigen Verschlusszeiten zu erreichen und die Blende aller Objektive meist am Anschlag offen. Auch die automatische Lichtmessung und Fokus meiner Kamera waren manchmal überfordert. Der Veranstalter hatte nämlich einen Faible für seine Nebelmaschine und ließ sie praktisch pausenlos Trockeneis verdampfen. Dieses stob auf und verteilte sich sofort im ganzen Bühnenbereich. Die Band war praktisch konstant in dicke Rauchschwaden eingehüllt. Kennt ihr die vollen Raucherkabinen auf Flughäfen nach einem Langstreckenflug? Ungefähr so! Stinkt allerdings weniger und ergibt in Kombination mit den Scheinwerfern natürlich tolle Effekte.
Besonders viel Spaß hatte ich mit dem geliehenen 50mm Objektiv von Sigma. Das ist schon ein feines Stück Glas und die zwei Blenden mehr Licht gegenüber meinen anderen Objektive merkte man sofort, auch wenn auf Grund der Platzsituation im Nachhinein das 35mm eine bessere Wahl gewesen wäre.
Eine gute Entscheidung hingegen war, sich stets für ein paar Minuten exklusiv auf eines der Bandmitglieder zu konzentrieren. So hatten die Jungs Zeit mich zu bemerken und konnten entsprechend mal „posen“ bzw. rumblödeln, und ich hatte von jedem zumindest ein sicheres Bild auf der Karte.
Was habe ich aus diesem Abend gelernt?
- Vergiss bei einem Metalkonzert NIEMALS dein Oropax, schon gar nicht wenn du ganz vorne Stehst und die Boxen kuschelst, um einen besseren Blickwinkel zu bekommen und dir der Bass dabei die Frisur zurecht bläst.
- Die Kamera mit der besten Low Light Performance ist gerade gut genug für die Konzertfotografie. Hat da jemand Sony A7S II gesagt?
- Wenn man seine Objektive auswählt, dann wählt am besten die mit Restlichtverstärkung. Alternativ muss es Blende f/2.8 oder größer sein, sonst bereut man das bitter mit zu hoher ISO
- Der Brennweitenbereich der mir am liebsten war, befand sich zwischen 15-30mm und zwischen 150-200mm – sagt mir zumindest meine Statistik in Lightroom.
- Wenn man keinen „Martin“ 😉 dabei hat, der bereit ist die Objektive stundenlang zu halten, braucht man unbedingt eine kleine Umhänge- oder Gürteltasche. Ich hab mir dazu jetzt eine Field Pouch von Peakdesign bestellt.
- Routine! Die besten Bilder können sich erst dann ergeben, wenn man weiß, was die Band als nächstes tun wird. Ich habe mich mehrfach geärgert das falsche Objektiv auf dem Body zu haben oder zu dicht bzw. zu weit entfernt für einen guten Shot gewesen zu sein. Soetwas lernt man nur durch sehr viel Routine. Obwohl, bei Hoschi weiß man praktisch nie was als nächstes passiert…
Kurzum, das mache ich gerne beim nächsten Album erneut.