Fotografieren in Canyamel, Mallorca
5.39Uhr. Meine Augen öffnen sich mehr zufällig als geplant. Mit schlaftrunkener Genauigkeit schlurfe ich Richtung Fenster, um einen Blick aus selbigem zu werfen. Am noch dunklen Himmel ziehen ein paar kleine Wolken vorbei – Die ersten seit Tagen! Aufregung macht sich breit und vertreibt die Müdigkeit. Nur Minuten später schultere ich bereits meinen mit Glas vollgepackten Rucksack, verlasse das ruhige Hotelzimmer und gehe zügig in Richtung Strand.
Meine Füße knirschen auf dem kurzen Weg, den ich von meinem Hotel aus zum Strand zurücklegen muss. Canyamel ist ein kleiner Ort im Osten Mallorcas. Auf der Baleraren-Insel verbringe ich seit einigen Tagen meinen Sommerurlaub. Selbstverständlich hatte ich auch einen Großteil meiner Kameraausrüstung eingepackt, die ich nicht nur für Familienschnappschüsse, sondern auch für ein paar Langzeitbelichtungen in der felsigen Bucht nutzen wollte.
Viel Zeit habe ich allerdings nicht. Pünktlich lugt die Sonne hinter dem Horizont hervor und färbt die wenigen Wolken am Himmel sofort tief rot ein. Also stelle ich mein Stativ in das erstbeste Becken, schrecke ein paar (hunderte) Stechfliegen auf, kann gerade noch meine Filter in Position bringen und ein paar mal abdrücken, bevor das Schauspiel auch schon wieder vorbei ist.
Beschwingt durch den schönen Sonnenaufgang (und einen starken Kaffee) plane ich sofort den nächsten Kamera-Einsatz. Ich hatte mir bereits Wochen zuvor einen tollen Spot im Internet gesucht und via Photopills ausgekundschaftet. Wir haben beinahe Neumond und dann soll auch noch der Meteorstrom der Perseiden, in dieser Zeit seinen Höhepunkt erreichen. Optimale Bedingungen! Natürlich war ich schon die ganze Zeit heiß darauf die Milchstraße zu fotografieren. Womit ich allerdings nicht rechne (aber hätte rechnen können und müssen) ist die massive Lichtverschmutzung an Mallorcas Küste.
Im Grunde sieht man von der Milchstraße fast nichts. Es ist dort einfach zu hell. Das benachbarte Calla Millor übertrahlt alles. Lediglich der direkte Blick nach oben zeigt mit viel Fantasie das helle Himmelsband, aber natürlich nicht das galaktische Zentrum der Milchstraße – schade.
Die nächtlichen Exkursionen zu Fuß konnte ich unter diesen Bedingungen natürlich getrost vergessen. Zum Glück bietet allein die Bucht von Canyamel genug Motive. Mit etwas Ortkenntnis durch meine vorherigen Besuche und genügend Zeit, ließen sich garantiert noch hunderte atemberaubender Kompositionen im Morgenlicht finden. Doch dafür reicht ein Urlaub allein leider nie aus. Irgendwann muss auch der bekloppteste Landschaftsfotograf mal ausschlafen.